Wiener Know-how für sozialen Wohnbau in Bratislava
5.10.2022
Bratislava will mehr kommunalen Wohnraum schaffen. Know-how holte es sich dafür in Wien, das bei
sozialem und leistbarem Wohnen weltweit führend ist.
Die Stadt Bratislava verfügt über einen relativ geringen Anteil an kommunalen Wohnungen. Die
Lebenshaltungskosten, insbesondere die Mieten, steigen, so dass viele Menschen zum Wohnen ins Umland
ausweichen müssen. Daher möchte die Stadt Bratislava bis 2027 bis zu 1.600 neue Gemeindewohnungen
schaffen. Erreicht werden soll dieses Ziel durch die Renovierung älterer städtischer Wohnungen,
Eigenbau sowie die Zusammenarbeit mit Bauträger*innen.
Im Sommer 2021 waren bereits Planungsexpert*innen des Metropolitan Institute of Bratislava (MIB) auf
Lokalaugenschein nach Wien gekommen. Diesmal kam die Bratislavaer Vizebürgermeisterin für Soziales,
Wohnen und Radverkehr, Lenka Antalová Plavúchová, gemeinsam mit Fachleuten der
Stadtverwaltung. Am 5. Oktober 2022 führte sie ein dichtes Programm mit der Wiener
Vizebürgermeisterin und Wohnbau-Stadträtin Kathrin Gaál, Fachleuten der Geschäftsgruppe
für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen, der Abteilungen für Flächenwidmung sowie
Stadtteilplanung und von Wiener Wohnen zusammen. Bei einer Führung durch den Rabenhof, einen Gemeindebau
aus den 1920er-Jahren, lernten die Gäste aus Bratislava das Wiener Modell des sozialen Wiener Wohnbaus
aus nächster Nähe kennen ein.
Bei den Fachgesprächen standen Themen wie die Planung und Errichtung neuer städtischer
Wohnanlagen sowie Flächenwidmung mit Schwerpunkt auf den Gemeindebau auf der Agenda. Da Bratislava bei
seiner Wohnbauinitiative mit privaten Bauträger*innen zusammenzuarbeiten möchte, wurden auch in
dieser Hinsicht Erfahrungen ausgetauscht.
Leistbares Wohnen für breite Bevölkerungsschichten
Wien verfügt über viel Erfahrung und Wissen im Bereich des leistbaren Wohnens. Es gibt keine
andere Stadt in Europa, die über eine derartige Kontinuität der sozialen Wohnungspolitik
verfügt. Die Stadt bekennt sich zum geförderten Wohnbau und hat im Gegensatz zu vielen anderen
Städten zu keinem Zeitpunkt einen Verkauf dieses kommunalen Eigentums in Erwägung gezogen. Bei
sämtlichen grundlegenden Programmen und Entscheidungen stellt Wien konsequent den sozialen Aspekt und
damit die Menschen der Stadt in den Mittelpunkt.
Das große Angebot an Gemeindewohnungen und geförderten Wohnungen hat einen preisdämpfenden
Effekt auf den gesamten Wohnungsmarkt der Stadt. Wien hat dadurch im Vergleich mit anderen Metropolen relativ
moderate Mietpreise. Ein großes Angebot leistbarer Wohnungen ist in Wien nach wie vor eine
Selbstverständlichkeit. Heute leben über 60 Prozent aller Wiener*innen in einer geförderten
Wohnung – entweder in einer der 220.000 Gemeindewohnungen oder in einer der 200.000 mit
Fördermitteln der Stadt errichteten Genossenschaftswohnungen. Allein in den rund 1.800 Gemeindebauten
leben fast eine halbe Million Menschen. Erst kürzlich wurde Wien für seine nachhaltige
Stadtentwicklung mit dem renommierten Lee Kuan Yew World City Prize ausgezeichnet. Der von Singapur alle zwei
Jahre ausgelobte Preis würdigt herausragende Leistungen und Beiträge zur Schaffung lebenswerter,
lebendiger und nachhaltiger urbaner Gemeinschaften auf der ganzen Welt.
Wohnungsmarkt in der Slowakei und Bratislava
Slowak*innen bevorzugen Wohneigentum vor Mietwohnungen. In der Slowakei sind laut Statistik etwa 90 Prozent
der Wohnungen in Privatbesitz. Dies ist auch teilweise historisch bedingt. Nach der Wende 1989 wurden die
meisten Mietwohnungen "privatisiert", das heißt die Mieter*innen konnten die Wohnungen zu sehr
günstigen Preisen erwerben. Die Situation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Die
Immobilienpreise brechen seit mehreren Jahren Rekorde. Infolgedessen wird Wohnraum für junge Menschen und
Familien immer weniger erschwinglich. Laut Eurostat leben zwei Drittel der 25- bis 34-jährigen
Slowak*innen in einem gemeinsamen Haushalt mit ihren Eltern. Deshalb ist das Thema Wohnungsbau beziehungsweise
der Bau von Mietwohnungen, die eine Alternative zum Privateigentum darstellen würden, in der Slowakei
sehr aktuell.
Weitere Informationen
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Bauen & Wohnen – Stadt Wien
Singapur zeichnet Wien für nachhaltige Stadtentwicklung aus – Stadt Wien