Im Rahmen der Akademie für Städtediplomatie, die im Jahr 2020 von der Stadt Budapest ins Leben gerufen wurde, besuchten Studierende des aktuellen Lehrganges am 7. und 8. Juli 2022 Wien. Ziel der Studienreise war es, den frisch graduierten Absolvent*innen neue Perspektiven der Diplomatie und Stadtpolitik zu vermitteln.
Sie sollten die Gelegenheit bekommen, das in den Vorlesungen erworbene theoretische Wissen in einem praktischen Umfeld kennenzulernen und Bekanntschaft mit den Strategien und Projekten einer anderen Großstadt zu machen. Als großes Vorbild in Sachen Städtediplomatie und als Betreiberin eines einzigartigen Netzwerks an Auslandsbüros bot sich die Stadt Wien als Ziel einer Studienreise an.
Am Beginn des Programms stand ein Meeting mit dem Leiter der Abteilung Europäische Angelegenheiten (MA 27), Martin Pospischill. Er stellte in seinem Vortrag unter anderem die in Wien ansässigen internationalen Organisationen und die internationale Strategie Wiens vor. Besonderes Interesse zeigten die Studierenden bei der Q&A-Runde an den Themen Bundes- und Landesgesetzgebung sowie an Wiens Strategien zur Erreichung der Klimaziele. Wien verfolgt hier mit dem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, ein europaweit besonders ambitioniertes Programm.
Die anschließende Exkursion führte die Absolventen*innen aus dem Zentrum Wiens in die Donaustadt. Dort wird mit der Seestadt Aspern eines der größten Stadtbauvorhaben Europas umgesetzt. Marvin Mitterwallner vom Besuchsservice des Projekts versorgte die Studierenden auf einem Spaziergang durch das Gelände mit Basis- und Hintergrundinformationen. Bis 2030 entsteht hier ein multifunktionaler Stadtteil mit Wohnungen, Büros sowie einem Gewerbe-, Wissenschafts-, Forschungs- und Bildungsquartier. Ein etwa fünf Hektar großer See liegt im Zentrum und gibt dem neuen Stadtteil seinen Namen. Großzügige, miteinander vernetzte Grün- und Freiräume und die Nähe zum Nationalpark Donau-Auen sowie eine hochwertige Infrastruktur sorgen für eine neue Qualität des urbanen Wohnens und Arbeitens. 50 Prozent der Grundfläche sind dem öffentlichen Raum vorbehalten, für Straßen, Plätze, Grün- und Erholungsflächen. Knapp 25 Prozent davon entfallen auf Grünflächen in und um den neuen Stadtteil. Die Studierenden stellten beim Rundgang Fragen über den Wiener sozialen Wohnbau und die Sicherheit in der Stadt.
Zum Abschluss wurden den Absolvent*innen am 8. Juli in einem Vortrag das Auslandsbüros-Netzwerk der Stadt Wien und der Masterlehrgang am FH Campus Wien "International Relations and Urban Policy" vorgestellt. Dabei steht den Teilnehmer*innen durch die Kooperation mit der Stadt Wien ein exzellentes Role model im Bereich der kommunalen Daseinsvorsorge zur Verfügung, das Metropolen auf der ganzen Welt gerne als Best-Practice-Beispiel heranziehen. Von dieser Rolle als Wissensträgerin in politisch-administrativen Prozessen erwerben die Teilnehmer*innen einen Handlungs- und Gestaltungsleitfaden, um Herausforderungen aus ihrem jeweiligen beruflichen Alltag kompetent und nachhaltig zu meistern.
Péter Balázs, der Delegationsleiter und Vorsitzende der Akademie, betonte, er würde sich darüber freuen, die Zusammenarbeit im Bereich der städtischen Diplomatieausbildung fortzusetzen und zu intensivieren. Péter Balázs war Außenminister Ungarns und EU-Kommissar und ist Professor der Central European University (CEU).
Die Budapester Akademie für Städtediplomatie wurde von Budapests Oberbürgermeister Gergely Karácsony (Párbeszéd – Dialog) gegründet, um gut vorbereitete Fachleute auf dem Gebiet der Städtediplomatie und internationale Beziehungen auszubilden. In einer stark globalisierten Welt würden viele Synergien nicht mehr auf nationaler Ebene, sondern auf Stadtebene gebildet, weshalb es besonders wichtig sei, die globale Einbettung der ungarischen Hauptstadt weiter zu stärken, so Karácsony. Aus diesem Grund gibt die Stadt Budapest seit 2020 Jahr für Jahr ausgewählten Expert*innen die Chance, sich auf dem Gebiet der Städtediplomatie weiterzubilden.